Es ist die wichtige Ergänzung klassischer, kompetenzorientierter Führungsmodelle: Das von den Professoren Nele Graf, Andre M. Schmutte und Stephanie Rascher entwickelte neue Konzept zur synergetischen Führung von High-Performing-Teams.
TEAMLEAD ist das Ergebnis des vom BMBF geförderten Forschungsprojektes, das die zentrale Frage moderner Führung beantwortet:
Wie führt man TEAMS ?
Was sind die erfolgskritischen AUFGABEN?
Unsere Arbeitswelt ist heute eine andere als noch vor 15 Jahren – und damit auch die Anforderungen an Führungskräfte. Aber die Führungskonzepte haben sich in den letzten Jahren in ihrer Systematik kaum verändert. Die meisten orientieren sich an Kompetenzen (und nicht an konkreten Aufgaben) und haben die Zweierbeziehung Vorgesetzter-Mitarbeiter im Fokus (und nicht komplexe Gruppenbeziehungen).
Diese Vorgehensweise ist problematisch. Zum einen lassen sich greifbare Handlungsempfehlungen für die Führungskraft leichter aus den Aufgaben ableiten, den konkreten ToDos, und weniger aus Kompetenzen. Darüber hinaus führt der höhere Bedarf an Koordinations- und Synchronisationsleistung zu einer Komplexität, Dynamik und zu Reibungsverlusten, die mit dem klassischen Führungsstil nicht in den Griff zu bekommen sind. Deshalb tritt der vielbeschworene synergetische Effekt von Teamarbeit in der Praxis oft nicht ein.
Um den neuen Anforderungen an Führungskräfte gerecht zu werden, bedarf es einer komplexeren Sichtweise, in der nicht mehr allein von Individuen, sondern von einem übergeordneten Mikrosystem (Team, Abteilung etc.) ausgegangen wird, das die gesamte Arbeitsgruppe einschließlich des Vorgesetzten umfasst. Erst durch dieses Verständnis lässt sich Teamführung effektiver gestalten, was wiederum zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor für Unternehmen wird.
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Schneller & flexibler durch Selbststeuerung
Das synergetische Führungsmodell strebt eine gezielte „Selbst-Steuerung“ von Teams und Abteilungen an und benennt sechs aufeinander aufbauende Systemfunktionen mit 23 Führungsaufgaben, die für das Funktionieren und die Effizienz von Teams von Bedeutung sind. Im Ergebnis zeigen die Teams eine größere Anpassungsfähigkeit, schnellere Reaktionszeiten und flexiblere Antworten auf das Unerwartete in den modernen, dynamischen Arbeitswelten.
4 Projektphasen zum neuen synergetischen Führungskonzept
Das Forschungsprojekt gliederte sich 2014-2018 in vier multimethodisch ausgerichtete und aufeinander aufbauende Projektphasen. In der ersten Phase wurden 45 Experten befragt, um die zu Beginn noch abstrakten „Systemfunktionen“ zu präzisieren. Über eine zweite Befragung von über 700 Führungskräften wurden die Ergebnisse validiert und das Modell weiter spezifiziert. Mit der dritten Phase folgte die Evaluation. Für den Test des Modells nutzte das Projektteam ein spezifisch angepasstes Planspiel. Mit einer mobilen Variante der Modellfabrik Koblenz wurden 45 Teams verschiedener Unternehmen und Branchen in einem simulierten Geschäftsprozess aus verschiedenen Perspektiven beobachtet und ausgewählte Leistungskriterien gemessen. Vor-Ort-Beobachtungen routinemäßiger Teammeetings schlossen die Evaluationen ab.
Die Analysen zeigen zum einen, dass die sechs Systemfunktionen ein empirisch nachweisbares Konstrukt für die Beschreibung von Führungsaufgaben darstellen und zum anderen synergetisch geführte Teams spürbare Leistungsvorteile erzielen.
Deshalb profitieren Sie als Führungskräfte und Teams!
Einzeln für sich betrachtet sind alle die genannten Führungsaufgaben bekannt und intuitiv verständlich. Nur fallen in der Praxis viele der Leadership-Aufgaben unter den Tisch, weil wir in der Alltagshektik nicht immer das gesamte Spektrum im Blick haben. Und weil bisher nicht klar war, ob und welche der zahlreichen Aufgaben überhaupt einen spürbaren Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Teams haben. TEAMLEAD benennt genau jene Führungsaufgaben, die nachweislich Wirkung zeigen und auf die sich Führungskräfte fokussieren sollten, wenn sie ihre Teams zur Hochleistung führen wollen. Die empirische Forschung hat auch gezeigt, dass Teams besonders profitieren, wenn tatsächlich alle 23 Führungsaufgaben umgesetzt werden – je nach Situation mit den richtigen Prioritäten. Erst dann wird das volle Potenzial von Teams und Abteilungen ausgeschöpft.
Synergetisch geführte Teams und Abteilungen sind deutlich leistungsfähiger und schaffen eine bessere Balance zwischen den verschiedenen Leistungskriterien. Sie können einen höheren Grad an Komplexität verarbeiten und entwickeln ein immer höheres Niveau der Selbststeuerung.
TEAMLEAD beschreibt die konkreten Führungsaufgaben für Hochleistungsteams.
Ein Readiness-Check hilft Ihnen, Ihre spezifischen Verbesserungspotenziale zu erkennen.
International Studying Leadership Conference in Edinburgh, Dec 2016
Intro zum Forschungsprojekt 2014.
Präsentation zu „Führung 4.0: Wie Führung von Teams funktioniert“, Okt 2017, Berlin.
MDR-Beitrag zum Thema Macht und Führung, Aug 2017
Projektteam
Prof. Dr.
Nele Graf (Projektleiterin)
Prof. Dr. Andre M. Schmutte (stellv. PL)
David Lowiec
Prof. Dr. Erich Witte (em.)
Prof. Dr. Stephanie Rascher